User:Olaf Simons/Textrevision

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Der nachfolgende Text ist eine Diskussions-Variante von http://www.uni-oldenburg.de/hochschulautonomie/22346.html


In der Gruppe „Hochschulautonomie“ arbeiten Kolleginnen und Kollegen aus der Professorengruppe und der Mittelbaugruppe statusgruppenübergreifend zusammen. Wir kommen aus allen Fakultäten unserer Universität und teilen ungeachtet (notwendiger) Partikularinteressen gemeinsame Grundüberzeugungen. So können wir verschiedene Sichtweisen, Interessen und Erfahrungen im kollegialen Diskurs integrieren und gemeinsame Ziele entwickeln und verfolgen.


Grundsätze

Forschung und Lehre

Der Name „Hochschulautonomie“ ist für uns Programm. Wir meinen, dass die Universität ein gesellschaftlicher Autonomieraum sein muss – wissenschaftlich und organisatorisch.

Wissenschaftliche Autonomie sichert unabhängigem Denken Entfaltungsräume. Sie spiegelt eine konstruktiv-kritische Geisteshaltung, wie sie vom Namensgeber der Universität, Carl von Ossietzky, vorgelebt wurde. Wissenschaftliche Autonomie stellt sich über ökonomische Kalküle und die Anpassung an ministerielle oder administrative Vorgaben. Visionen und Innovationen, die unsere Gesellschaft dringend braucht, setzen Freiräume für Kreativität und kritische Reflexion voraus. Die forschende Entwicklung grundlegender Inhalte ist und bleibt Existenzzweck der Universität. Sie basiert sowohl auf innovativer Grundlagenforschung in allen Wissenschaftsfeldern, den Geistes-, Sozial-, Kultur-, Natur- und Ingenieurwissenschaften, als auch dem Transfer in Anwendungsgebiete. Dafür brauchen alle Fächer eine adäquate personelle und finanzielle Ausstattung. Kreativität und Innovation machen an Disziplingrenzen nicht halt. Deshalb setzt sich die Hochschulautonomie explizit für eine sachgemäße Grundausstattung in allen Fachgebieten und für die Stärkung inter- und transdisziplinärer Forschung ein.

Exzellente Forschung und Lehre schließen einander nicht aus, sie hängen vielmehr unmittelbar zusammen. Die Hochschulautonomie setzt sich deshalb dafür ein, dass sich Forschungs- und Lehrexzellenz in allen Fächern und Studiengängen gleichermaßen entwickeln können. Dass die Carl von Ossietzky Universität mit anderen Universitäten des Bundesgebietes als Forschungsstandort konkurriert, ist für die Lehrerausbildung so wichtig wie für die Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses. Eine Universität, die Anschluss an die aktuelle Forschung herstellt, eröffnet Studierenden den Blick auf gegenwärtige Fachdebatten. Sinnvolle und temporäre Schwerpunktbildungen helfen zur Entwicklung exzellenter inter- und transdisziplinärer Forschung und Lehre. Wir begrüßen die Entwicklung solcher Schwerpunkte, solange sie nicht bestehende Forschungsgebiete marginalisieren oder zu einer Verengung der bei uns angebotenen Ausbildung führen. Exzellenz-Kriterien wie die der DFG sind wichtig. Wir setzen uns dafür ein, dass die Universität ihre Maßstäbe für Exzellenz darüber hinaus weiterentwickelt, so wie sie in den letzten Jahren erfolgreich vorangetrieben worden sind. Ziele sind dabei:

  • Die Förderung kritischen Denkens,
  • Inter- und Transdisziplinarität in Forschung und Lehre,
  • Nachhaltigkeit in Forschung, Lehre und Infrastruktur,
  • eine internationale und regionale Vernetzung der Universität.

Die Sicherung von Autonomie in der Lehre schließt eine Uniformierung der Lehrangebote aus. Studierende müssen die Möglichkeit behalten, ihr eigenes Profil interessengeleitet zu entwickeln. Dazu benötigen sie Wahlmöglichkeiten im Bachelor- und insbesondere im Masterstudium. Auch Pflichtmodule müssen Raum für die Aufnahme neuer Entwicklungen lassen. Eine forschungsnahe Lehre lässt sich anders nicht gewähleisten.

Transparenz und Entscheidungsfindung in Organisation und Gremien

Wissenschaftliche Autonomie hat organisatorische Voraussetzungen: Eine demokratische Struktur der Universität, langfristig garantierte Zukunftsperspektive und Planungssicherheit für alle Fächergruppen, Transparenz der Entscheidungsprozesse auf allen Ebenen.

Demokratisch gewählte Gremien müssen bei zentralen Richtungsentscheidungen der Universitätsleitung inhaltlich eingebunden werden. Das bedeutet Transparenz aller Entscheidungsfindungsprozesse. Transparenz schließt Beratungsgremien nicht aus. Beratende Gruppen außerhalb der Gremienstruktur dürfen aber inhaltliche Entscheidungen nicht selbst treffen. Beratung hilft in dem Maße, in dem sie Handlungsspeilräume erweitert. Erst recht dürfen Management- und Strukturentscheidungen nicht an externe Berater abgegeben werden. Entscheidungen über die inhaltliche und organisatorische Ausrichtung müssen innerhalb der Hochschule getroffen und verantwortet werden. In vielen Fällen ist dafür das Präsidium zuständig. Dieses sollte die Arbeit der Gremien nicht als Störfaktor betrachten, sondern die Beratung durch die Gremien ernst nehmen und als Chance der Rückbindung in die Universität begreifen. In Grundsatzfragen haben die Gremien ohnehin ein Beratungsrecht. Darüber hinaus kann das Präsidium sich in weiteren Angelegenheiten freiwillig beraten lassen. Die Organisation der universitären Arbeit erschöpft sich nicht in der Gremienarbeit. Die Erwartungen, mit denen die Universitäten von ihren Studierenden, der Politik, aber auch der Gesellschaft insgesamt konfrontiert werden, wachsen immens. Das erfordert eine stärkere Professionalisierung aller Tätigkeiten in der Hochschule. Eine Optimierung von Prüfungsmanagement, Lehrmanagement und Forschungsmanagement erfordert hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Technik und Verwaltung, damit Hochschullehrende sich den Aufgaben von Forschung und Lehre stärker zuwenden können als dies bisher der Fall ist. Professionalisierung und Ineinandergreifen von Tätigkeiten verschiedener Bereiche wird am ehesten in flachen Hierarchien gelingen. In übersichtlichen Einheiten werden die Beiträge der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Technik und Verwaltung ebenso wie die der Forschenden und Lehrenden am besten sichtbar, so dass gegenseitige Wertschätzung sich besser entwickeln kann. Hochformalisierte Hierarchiestrukturen behindern dies eher.

Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Die Zukunft der Universitäten

An unserer Universität gibt es rund 40 Prozent weniger Mittelbaustellen als im Bundesdurchschnitt. Das bedeutet, dass Oldenburger Absolventinnen und Absolventen schlechtere Qualifizierungsmöglichkeiten haben, dass die Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hohe Lehrbelastungen schultern müssen, und dass die Forschungsmöglichkeiten eingeschränkt bleiben. Hier muss dringend gegengesteuert werden.

Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist eine der wichtigsten Aufgaben von Universitäten und unterscheidet sie von Fachhochschulen. Umso wichtiger ist es, ein stimmiges Konzept zu entwickeln, das Promotionsstudiengänge, Graduiertenkollegs und Einzelpromotionen umfasst. Dafür müssen geeignete Stipendien, noch besser Stellen für den wissenschaftlichen Nachwuchs vorgesehen werden. Dieses Konzept muss jedoch auch sicherstellen, dass Postdoc-Stellen und Habilitationsstellen vorgehalten werden, um dem Auftrag der Universität, umfassend Nachwuchsförderung zu betreiben, zu entsprechen.

Die Kolleginnen und Kollegen im Mittelbau, insbesondere auf LfbA-Stellen, brauchen eine Lebensperspektive, attraktive Arbeitsbedingungen und eine ihrer Qualifikation und Tätigkeit angemessene Bezahlung. Das bedeutet konkret:

  • Stellen im Wissenschaftlichen Mittelbau müssen grundsätzlich existenzsichernd sein: Teilzeitstellen sind nur befristet als Qualifikationsstellen (bis zur Promotion) oder auf eigenen Wunsch akzeptabel.
  • Eine Beschäftigung im Wissenschaftlichen Mittelbau muss eine Perspektive bieten: In der Regel sollte dies die Möglichkeit zur Forschung und zur Weiterqualifizierung sein; es darf keine Überlastung durch Lehre und Verwaltung geben.

Die Stellen für Lehrkräfte für besondere Aufgaben (LfbA) sehen wir ausgesprochen kritisch, da hiermit eine Reihe von Problemen verbunden ist. Die Erhöhung des Lehrdeputats auf 18 Stunden bei gleich bleibender Bezahlung bedeutet letztlich eine schlechtere Bezahlung. Das ist besonders gravierend bei Teilzeitstellen, bei denen die Erwartung zu unbezahlter Mehrarbeit ohnehin groß ist. Als Übergangsstellen zwischen Studium und Beruf mögen LfbA-Stellen und deren Befristung in Einzelfällen sinnvoll sein. Als Regelfall sind befristete LfbA-Stellen jedoch eine Sackgasse für die Betroffenen, da sie keine Weiterqualifizierung in der Forschung und keine berufliche Perspektive zulassen. Damit drohen die Gefahr eines Qualitätsverlusts der Lehre durch Überlastung und der Verlust des Forschungsbezugs der Lehre. Dies entspricht nicht dem Leitbild der Universität, eine interdisziplinäre Forschungsuniversität mit forschungsorientiertem Studium zu sein – und es macht deutlich, dass die Probleme des Mittelbaus gesamtuniversitäre Probleme sind.

Aus unserer Sicht sind LfbA-Verträge nur unter bestimmten Bedingungen für die Universität sinnvoll und für die Betroffenen zumutbar. Häufig sind LfbA-Verträge befristet oder mit anderen Verträgen kombiniert, insgesamt muss die Arbeitssituation eine berufliche Perspektive bieten und die Bezahlung eine angemessene Existenz sichern.

  1. LfbA-Stellen sind nach Probezeit und Evaluation unbefristet, wenn es sich um Daueraufgaben handelt.
  2. Sie sind grundsätzlich volle Stellen, auf eigenen Wunsch können sie reduziert werden. Die Arbeit muss in der vorgesehenen Arbeitszeit leistbar sein.
  3. Die Universität nutzt ihren Ermessensspielraum, die Lehrverpflichtung auf 12 SWS zu beschränken.
  4. Lehrkräfte für besondere Aufgaben können sich an der Forschung beteiligen und sind entsprechend in eine Forschergruppe eingebunden.

Die Vertreterinnen und Vertreter des Mittelbaus der Liste “Hochschulautonomie werden in den Entscheidungsgremien unserer Universität gemeinsam mit der Hochschullehrergruppe weiter aktiv daran arbeiten, die Bedingungen für alle Mittelbaustellen angemessen zu gestalten und die Ausweitung prekärer Beschäftigungsverhältnisse (bei allen Statusgruppen!) zu stoppen und zurück zu drängen.

Alltagsprobleme: Ressourcen, Service, Mittelverteilung

Neben den in der Tat sehr wichtigen Zukunftsfragen gibt es eine Reihe von Alltagsproblemen an unserer Universität, deren Beseitigung in den nächsten zwei Jahren unsere besondere Aufmerksamkeit gelten muss:

  • Studium und Lehre, vor allem gute Lehre, werden durch fehlende, zu kleine, verwahrloste und nicht mehr zeitgemäß ausgestattete Räume immer schwieriger. Ein intelligenteres Raummanagement kann solche Probleme gewiss lindern, löst aber die Grundprobleme, z. B. das Fehlen eines zweiten großen Hörsaals am Standort Wechloy oder von Seminarräumen für 40-50 Teilnehmer am Standort Uhlhornsweg, nicht. Darüber hinaus müssen in der Größe ausreichende und zweckmäßig ausgestattete Diensträume für alle Lehrenden und Drittmittelbeschäftigten geschaffen werden. Senat und Fakultäten müssen das Präsidium in dieser Frage in die Pflicht nehmen und die notwendigen Aktivitäten einfordern.
  • Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssen sich stärker als bisher auf ihre zentralen Aufgaben Lehre und Forschung konzentrieren können. Die administrativen Tätigkeiten der Lehrenden haben mit dem Übergang in die BA/MA/Ph.D.-Studiengänge unverhältnismäßig zugenommen. In den Instituten, in den Fakultäten und im Senat sollten deshalb konkrete Maßnahmen zur Serviceverbesserung zur Entlastung der Lehrenden diskutiert und beschlossen werden, gerade auch für die Alltagsarbeit. Am Anfang kann als Bestandsaufnahme eine Umfrage bei allen Lehrenden zu deren Arbeitsbedingungen stehen. Aus dieser Bestandsaufnahme, deren Ergebnisse wiederum allen Lehrenden zur Verfügung gestellt werden, sollte ein konkreter Maßnahmenplan mit Fristen zur Umsetzung entstehen.
  • Eigenverantwortliche Forschungsmöglichkeiten und die wissenschaftliche Nachwuchsförderung müssen in allen Fachgebieten in angemessener Weise zu gefördert und entwickelt werden. Deshalb werden wir uns für eine langfristig verlässliche Entwicklungsplanung für alle Fächergruppen engagieren.
  • Die demnächst erprobte [!] Personalkostenbudgetierung muss in ihrer Ausgestaltung und in ihren Konsequenzen für die Qualität von Lehre und Forschung in allen Instituten, Fakultäten und im Senat diskutiert werden. Nicht das Schweigen darüber bringt Ruhe in die Universität, sondern eine offene und mit Courage vertretene Informationspolitik. Überhaupt ist auf allen Selbstverwaltungsebenen wieder eine größere Transparenz in der Verwendung von finanziellen und personellen Ressourcen vonnöten, auch wenn das NHG die Entscheidung über Ressourcen vollständig dem Präsidium übertragen hat. Transparenz und Macht schließen sich nicht aus! Senat und Fakultätsräte werden ihr „umfassendes Informationsrecht“ auch tatsächlich einfordern müssen.

Oldenburg, im November 2008 [!]

Hochschulautonomie - Programmpunkte für die Senatswahl 2009

Forschung und Lehre

  • Wir setzen uns für eine sachgemäße Grundausstattung in allen Fachgebieten und für die Stärkung inter- und transdisziplinärer Forschung ein.
  • Wir setzen uns dafür ein, dass sich Forschungs- und Lehrexzellenz in allen Fächern und Studiengängen gleichermaßen entwickeln können. Wir sehen die Weiterentwicklung der Bachelor-Master-Strukturen als eine zentrale Aufgabe an, um die Forschungs-, Lehr- und Studienbedingungen zu optimieren.
  • Wir setzen uns dafür ein, dass die Universität ihre Maßstäbe für Exzellenz weiterentwickelt, so wie sie in den letzten Jahren erfolgreich vorangetrieben worden sind. Für die weitere Profilierung und ihre Identität im nordwestdeutschen Raum sind die folgenden Punkte zentral:
  • Inter- und Transdisziplinarität in Forschung und Lehre,
  • Nachhaltigkeit in Forschung, Lehre und Infrastruktur,
  • eine internationale und regionale Vernetzung der Universität
  • hochqualifizierte Ausbildung mit attraktiven Berufsperspektiven in Wissenschaft, Wirtschaft und Lehramt
  • Wir setzen uns für die weitere Stärkung und den Ausbau einer forschungsstarken und lehrintensiven Universität Oldenburg ein. Es gilt die Attraktivität der Universität für Studierende zu steigern. Neben den Studierenden der Region müssen auch Studierende aus anderen Regionen und aus dem Ausland verstärkt gewonnen werden.
  • Wir stehen der Erweiterung des Fächerspektrums um eine innovative Medizinausbildung grundsätzlich positiv gegenüber. Wir sehen hier Chancen für unsere Universität, aber auch Risiken. Wir setzen uns in den Gremien dafür ein, dass diese Chancen und Risiken systematisch herausgearbeitet und transparent gemacht werden. Die Planungen und die notwendigen Entscheidungen müssen innerhalb der Universität kritisch und konstruktiv diskutiert werden. Die vollständige und nachhaltige zusätzliche Finanzierung einer Medizinausbildung muss durch das Land Niedersachsen sichergestellt werden und die Einrichtung darf nicht zu Lasten anderer Bereiche der Universität gehen.


Mittelbau

  • Wir setzen uns für die Entwicklung eines stimmigen Konzeptes für Promotionsstudiengänge, Graduiertenkollegs und Einzelpromotionen inkl. Stipendien und Stellen für den wissenschaftlichen Nachwuchs ein.
  • Wir setzen uns dafür ein, dass die Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keine noch höhere Lehrbelastungen schultern müssen, und dass die Forschungsmöglichkeiten nicht noch weiter eingeschränkt werden.
  • Mittelbaustellen sollten grundsätzlich volle Stellen sein. Halbe Stellen sind nur befristet als Qualifikationsstellen (bis zur Promotion) akzeptabel.
  • LfbA-Stellen sollen nach Probezeit und Evaluation unbefristet und existenzsichernd sein.


Organisation und Transparenz

  • Transparenz in allen Entscheidungsfindungsprozessen.
  • Beratende Gruppen außerhalb der Gremienstruktur dürfen inhaltliche Entscheidungen nicht selbst treffen, sondern sollen nur vorbereiten und alternative Szenarien vorschlagen.
  • Management- und Strukturentscheidungen dürfen nicht an externe Berater gegeben werden.
  • Entscheidungen über die inhaltliche und organisatorische Ausrichtung und Erweiterung (inkl. der Einrichtung einer medizinischen Fakultät) müssen innerhalb der Hochschule getroffen und verantwortet werden.
  • Einhaltung von flachen Hierarchien zur Optimierung von Professionalisierung und dem Ineinandergreifen von Tätigkeiten unterschiedlicher Ebenen und Bereichen.